Bei manchen Fällen verstärkt Dopamin die Symptome, und der Patient benötigt immer mehr Medikamente, bis die Dosis nicht mehr gesteigert werden kann. Manchmal stellen Patienten nach 10 Jahren fest, dass sie sich Langzeitprobleme eingehandelt haben.
Die Diagnose Restless-Legs-Syndrom löst bei den meisten Betroffenen erstmal Erleichterung aus: Jetzt kann ihr Leiden behandelt werden. Im Interview erklärt der Arzt Christian Neumann, was gegen RLS hilft. Es sind nicht nur Medikamente.
Sind die Patienten erleichtert, wenn sie die Diagnose RLS erhalten?
Christian Neumann: Das ist tatsächlich meist der Fall. Wer zu mir kommt, hat schon ein Problem und ist eher erleichtert, weil das Ding jetzt einen Namen hat, es gibt eine Ursache und eine Behandlung.
Wie geht es nach der Diagnose weiter mit diesen Menschen?
Für einen Nachweis von RLS kann man zum Beispiel einen Dopamintest machen: Ich gebe dem Patienten 5 bis 10 Tabletten L-Dopa, ein Neurotransmitter, mit, der auch bei Parkinson eingesetzt wird. Wer wirklich RLS hat, wird dank Dopamin eine Wunderheilung erleben. Aber Achtung: Der Dopamintest taugt möglicherweise nur für den Nachweis und nicht für eine Behandlung.
Weshalb das?
Bei manchen Fällen verstärkt Dopamin die Symptome, und der Patient benötigt immer mehr Medikamente, bis die Dosis nicht mehr gesteigert werden kann. Manchmal stellen Patienten nach 10 Jahren fest, dass sie sich Langzeitprobleme eingehandelt haben.
Wie unterscheiden sich leichte und schwere Fälle von RLS?
Es gibt Patienten, die nur ab und zu Symptome haben. Andere haben sie täglich, bei manchen beginnen sie schon morgens. Man betrachtet den Einfluss auf den Alltag, die Häufigkeit sowie die Ausprägung. Eine typische Frage zur Unterscheidung ist: Gehen Sie ins Kino oder Theater? Ein schwerer Fall wird antworten: Das mache ich schon lange nicht mehr, weil ich mich nach 15 Minuten bewegen muss. Wer Gärtner oder Bauer von Beruf ist, wird mit den Symptomen keine grossen Probleme haben, weil er sich sowieso ständig bewegt und abends müde ist.
Was läuft eigentlich falsch im Körper von RLS-Patienten?
Das ist umstritten. Wir wissen noch nicht viel. Für mich ist relativ klar, dass verschiedene Ebenen involviert sind: einerseits Hirnstamm, anderseits das Rückenmark und drittens die periphere Ebene mit den gefühlten Symptomen wie dem Kribbeln oder einem anderen seltsamen Gefühl, beziehungsweise Fehlinformationen aus den Beinen. Zusätzlich wissen wir, dass nur 50 Prozent angeboren sind. Und dass Ferritin – also der Eisenstoffwechsel – eine Rolle spielt. Zudem wirken Nikotin, Alkohol, Koffein sowie Käsekonsum verstärkend. Hier müsste man wohl mit Grundlagenforschung einsetzen, um RLS besser zu verstehen.
Welche Behandlungsansätze gibt es bei RLS?
Ganz wichtig erscheint mir, dass man sich bei leichten Fällen nicht nur mit Medikamenten behelfen kann. Oft bringt auch Linderung, dem Nervensystem andere Informationen zu geben, zum Beispiel in Form von Massagen, Laufen, kalt Duschen und im Schnee barfuss Gehen. Zusätzlich können Gaben von Eisen und Magnesium unterstützen.

Was gibt es für schwerere Fälle?
Man behandelt sie je nach dem mit Dopaminagonisten oder einem Antiepileptikum wie Pregabalin, oder gar mit Opiaten. Bei diesen Medikamententypen ist die Wirkung durch Studien halbwegs gesichert. Dann gibt es weitere Stoffe, die helfen sollen, aber eher experimentell sind. Dazu zähle ich THC aus Cannabis oder Methadon, das als Heroinsubstitut eingesetzt wurde. Diese experimentellen Substanzen sind in der Schulmedizin noch umstritten, weil es dazu keine wissenschaftlichen Studien gibt.
Wie kontrollieren Sie die Wirksamkeit von Behandlungen?
Zum Beispiel mit Aktigrafie, also eine Aktivitätsausmessung über den ganzen Tag. Ausserdem messen wir weiterhin, wie unruhig der Schlaf ist. Menschen mit RLS sind zu Beginn der Nacht typischerweise noch extrem unruhig. Ausschlaggebend ist aber schliesslich das subjektive Empfinden des Menschen. Die einen sagen auch, Unruhe gehört zu mir, das liegt in der Familie.
Dieser Text ist der zweite und letzte Teil eines Interviews mit Christian Neumann.
Teil 1, „Die Dunkelziffer von RLS-Patienten dürfte hoch sein.“ behandelt, wie es zur Diagnose RLS kommt.

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Sehr geehrte Damen und Herren, dem Artilel stimme ich ganz zu. WARUM: Auch meine vielen Medikamente helfen mir in der Langzeit-Therapie kaum weiter. Ich habe in Dresden, wo ich wohne eine Ärztin kennen gelernt, die mir das CBD CANNABIS ÖL 10 % empfohlen hat.
Mal sehen ,wie es wirkt.
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Volker Moritz,.mich interessiert sehr, ob dir CBD tatsächlich hilft. Aus den meisten Berichten von RLS-Patienten geht hervor, dass CBD alleine nicht hilft, sondern dass es wichtig ist, dass auch THC enthalten ist. Fachleute empfehlen einen THC/CBD-Verhältnis von 50 : 50. Ich selber mache auch diese Erfahrung auch.
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Was Herr Neumann schreibt/auf die Fragen antwortet, deckt sich mit meiner Erfahrung als langjähriger RLS-Betroffener. Der Themen -Komplex „RLS-Behandlungsmethoden und Schulmedizin/ Pharmaindustrie“ hat viele Ebenen.
Aus Sicht der Neurologie ist alles korrekt.
RLS kann unendliches Leid bedeuten.
Unendlich schlimm und nur der Tod bringt die Erlösung.
Dem gegenüber steht eine Medikamentenindustrie, welche nur dann ihre menschliche Pflicht tut wenn sie damit ihre Gewinne maximieren kann. RLS ist eine Goldgrube. Ein einziges wirklich wirksames Medikament würde die Levodop, Pramipexol, Opioide, Pregbalin- Verschreibungen obsolet machen.